Going Somewhere

Containerchaos
December 21st 2016

Nachdem wir letztes Mal die Innenstadt um ein paar Straßen verfehlt haben, geht es heute mit etwas mehr Planung ins Stadtzentrum — diesmal mit dem Auto, Füßgängerverkehr hat sich hier anscheinend noch nicht wirklich etablieren können.
Auf dem Weg sehen wir immer wieder die Auswirkungen des Erdbebens von 2011: An vielen Gebäuden wird gebaut, einige halb zusammengefallene Häuser liegen brach, und überall stehen Baucontainer — die begegnen uns auch in der re:START Mall, die nach den Beben unter dem Motto "The Mission: To restart the heart" komplett aus bunt angemalten Containern zusammengebaut wurde.
A large deer figure standing on a building complex made from grey and orange painted shipping containers housing various shops
Containerkasten
Das Gelände beherbergt neben vielen angesagten Läden auch einen kleinen Spielplatz und eine Art Innenhof mit vielen internationalen Essensständen. Wer schon mal den Camden Market in London besucht hat, hat eine ganz gute Vorstellung davon.
A street-music band of four people performing on a public square enclosed by shipping container buildings with a red advertisement screen for Tokyo Dry beer
Christchurch Times Square?
Im Hof daneben spielt unter einer großen LED Werbetafel eine Band Livemusik, dazwischen laufen Kinder durch die Gegend, um Straßenkünstler bilden sich kleine Menschentrauben und wir genießen japanisches / libanesisches Mittagessen — die Stimmung hier ist auf jeden Fall gut.
A diamond-shaped neon orange street-sign reading 'there must be a reason why im alive' in front of some shipping container buildings
Looking for a reason
Eine asiatische Familie vor uns: "Appa, Americano? De." — Alles klar. (Das ist so was wie ein Asiatenraten Jackpot — hat sich gelohnt, der Familie kurz hinterherzulaufen...)

Auf dem nahegelegenen Cathedral Square wird das Ausmaß der Zerstörung nach dem Erdbeben noch deutlicher: Die alte Kathedrale von Christchurch, die übrigens auch schon während ihres Baus von einem Beben stark beschädigt und teilweise wieder abgerissen wurde, liegt in Trümmern — nur eine Hälfte der Fassade steht noch.
A large steel-beam construction holding up the remains of a church, with the front half completely collapsed
Erschüttert
Neben der Kathedrale beantwortet eine eng beschriebene Tafel, die uns mit "Hi there!" anspricht, die offensichtliche Frage: Warum ist das passiert? — Unzweifelhaft handelt es sich um eine Warnung des Allmächtigen, der sehr geduldig mit uns war, aber eine "24/7 Relationship" möchte — da ist die normale Kirchenreligion (die wir auch sehr gewissenhaft ausüben — fragt die Koreaner, die uns ins Seoul angesprochen und mit 'Halleluja' gepriesen haben, als sie erfuhren, dass wir Christen sind) natürlich nicht genug.
A red flower growing out of a vertical garden wall with moss, herbs, and other small plants
Wallflower
Wir würden uns gerne weiter damit beschäftigen, aber unsere Aufmerksamkeit wird von einem neu angekommenen Dudelsackspieler beansprucht — und dem dazugehörigen, fröhlich durch die Gegend tanzenden alten Mann.
Sehr zu Jans Freude finde ich außerdem heraus, dass die Art Gallery hier offen hat und noch nicht mal Eintritt kostet (Zitat: "Och nee, die hat doch offen...").
A large, realistic sculpture of a hand walking on two fingers on the roof of a futuristic glass building
Modern Art / The Almighty
Christchurch, Tag 2

Nachdem wir es um kurz nach 12 endlich aus dem Gefängnis schaffen (Tipp: Wenn die Küche von 10 bis 11 geputzt wird, heißt das noch lange nicht, dass man früher aufstehen muss), fahren wir auf einem letzten kleinen Roadtrip auf Empfehlung einer Hostelangestellten an die Küste nahe der Stadt — auf dem Weg hat man einen tollen Blick auf Christchurch und die umliegende Natur. An der Küste liegen einige hübsche Strände mit nur leichtem Seegang und Badeseeatmosphäre.
Three people in swimming gear sitting on a square wooden bathing island in turquoise water
Inselfeeling
Wir laufen ein kleines Stück an der Küste durch den Wald, fahren dann aber mangels Badezeug (Lange Hose war vielleicht nicht die beste Wahl heute...) recht schnell weiter nach Lyttleton, einer kleinen Hafenstadt. Die "Innenstadt", bestehend aus einem etwa 200 Meter langen Straßenabschnitt mit einer Hand voll Restaurants und Geschäften ist schnell erkundet und in den Hafen kommen wir leider nicht.
Chipped street-art on a low wall showing yellow jellyfish swimming towards the surface in dark blue water
Mein einziges Bild aus Lyttleton
Dafür bleibt jetzt wenigstens Zeit, wieder mal ins Reich der Mitte zurückzukehren: Im Falle Christchurchs besteht die "Mitte" aus ein paar kleinen, flachen und grauen Gebäuden zwischen großen Parkplätzen irgendwo in einem Außenbezirk der Stadt — vom Dragon PC Repair bis zum Asiatischen Friseur erstreckt sich hier die inoffizielle Chinatown Christchurchs. Zwischen einem chinesischen Supermarkt und einem weiteren Computerladen, in dessen Schaufenster verschiedene Spiele gestreamt werden, laufen wir durch eine Passage zwischen den zwei Parkplätzen und plötzlich wird überall nur noch chinesisch gesprochen.
Wir finden ein koreanisches Restaurant, in dem die ganze Belegschaft gerade gemeinsam isst, geben wieder mal mit unseren Sprachkenntnissen an und essen zu Mittag — im Hintergrund läuft Weihnachtsmusik.

Den morgigen Tag verbringen wir hauptsächlich mit dem Flug von Christchurch nach Auckland. Dort treffen wir am nächsten Tag Johannes, mit dem wir zusammen am Tag gar nichts machen — Gar nicht so schlecht. Wir freuen uns schon sehr auf unsere 25 Stunden lange Zeitreise nach Los Angeles...