Going Somewhere

Prunk & Instant Nudeln
October 10th 2016

Kurz vor 10, Flughafen Frankfurt — Boarding

Wir laufen vorbei an den Sitzen der Businessclass und bewundern Beinfreiheit und Rückenlehnen. Über die Flugzeuglautsprecher läuft eine Coverversion von Everybody wants to rule the world. Die Stewardess sucht einige Sekunden nach unseren Nachnamen auf der Boardkarte, begrüßt uns dann aber souverän mit fast richtiger Aussprache.
Eine arabische Durchsage warnt vor Mobiltelefonen des Modells Samsung Galaxy Note 7, auf den Bildschrimen vor uns lernen wir alles über den DragonMart — the worlds largest Chinese retail location outside of China, direkt hier in Dubai. Klingt gut, finden wir.
Danach sehen wir einen lachenden Araber in traditioneller Kleidung, offensichtlich begeistert von dem unglaublichen Multimediaangebot der Emirates — mit Recht, soweit wir das beurteilen können. Zum Testen der Arabischen, Indischen, Indonesischen und Koreanischen Filmauswahl fehlt uns dann aber leider die Zeit. Vielleicht auf dem nächsten Flug. Immerhin für einen chinesischen Film hat es bei mir aber gereicht: Distance — Ein Film mit ungewöhnlicher Erzählstruktur, der drei Einblicke in das Leben eines Mannes gibt. Lieblingsszene: Drei chinesische Anzugträger im Hafen vor genau den grünen 'China Shipping' Containern, die auch in Frankfurt am Osthafen stehen. Trotz etwas undurchsichtiger Geschichte, teilweise klischeehaften Charakteren und dank sehr schöner Bilder insgesamt eine solide 6.5/10.
Nach ungefähr 2 Stunden sind bei Jan dann die Entzugserscheinungen so groß, dass für einen Dollar zusätzliche 500MB Datenvolumen gekauft werden — "Damit kann ich jetzt sogar auf 9gag", verkündet er stolz. Mit meinen kostenlosen 10MB wird dann noch ein Schlafmaskenbild gestellt (ja... leider fake).

A mural showing a stylized Dubai skyline behind some old clay buildings with the flag of the UAE waving above
Pseudo-Streetart am Flughafen
21:00 — Dubai

Der typische Größenwahn von Dubai macht natürlich auch vor dem Flughafen nicht halt — begrüßt werden wir von riesigen Hallen mit dutzenden Marmor (oder so was ähnliches?) Säulen und traditionell gekleideten Arabern.
Umso schneller verschwindet dieser Prunk und Protz, als wir mit der Metro zu unserem Hostel fahren — in diesem Viertel (von dem ich noch nicht weiß, ob es überhaupt einen Namen hat) stehen hauptsächlich große Wohnblocks mit einfachen, teils heruntergekommenen Apartements, in denen viele der oft indischen Gastarbeiter leben. Nachdem wir eine gute Dreiviertelstunde durch die Abendhitze geirrt sind, finden wir mit Hilfe einiger Einheimischer dann auch das Hostel: In einem unscheinbaren, sechsstöckigen Apartementblock, ohne ein Hinweisschild oder ein sonstiges Indiz, dass es hier ein Hostel geben könnte.
In der Lobby werden wir in den dritten Stock geschickt, wo neben identisch aussehenden Wohnungen an einer Tür die Existenz des The Domme bestätigt wird. Das Hostel ist, wie von außen zu vermuten, eigentlich eine ganz normale Wohnung — mit gemeinsam genutzer Küche und Bad, nur mit 12 Betten im Wohnraum. WG-Atmosphäre eben.
Die nette Frau, die das ganze offensichtlich verwaltet, sitzt mit Laptop in der kleinen Küche und empfängt uns dort.
Nach einer weiteren Irrwanderung vorbei an dutzenden aneinandergereihten indisch-angehauchten Computer- und Elektronikmärkten auf der Suche nach einem Geldautomaten bereiten wir dann mit unseren unglaublichen Kochkünsten erfolgreich Instant Nudeln zu und gehen langsam zu Bett.
Vor dem Schlafengehen unterhalte ich mich noch mit dem Russen, der das Bett unter mir belegt über deutsche und russische Kultur und komme zu dem Schluss, dass die deutsche Sprache tatsächlich nicht gut klingt und die Worte "Arbeit macht frei" keine gute Wahl für das einzige Deutsch, das man kann, sind.

A fortune cookie fortune reading 'A journey will be a magical experience' in German
Hoffen wir doch :)