Kamakura & Ko
Daibutsu — The Mekka of Posing Asian Photography
Vor dem großen Buddha (auf der Rangliste der sitzenden Bronzebuddhas bestimmt auch relativ weit oben) kann man wunderbar in die ungefähre Richtung der Statue fotografieren und hat quasi schon automatisch drei Selfiesticks im Bild.
Gretchenfrage, die Zweite
Ein junges Pärchen steht auf dem Gelände eines der unzähligen Tempel Kamakuras — vor ihnen ein großer Stein in einer Art Sandkasten, in den Händen halten sie kleine Tonscheiben, die hier als Symbol für alles Schlechte gegen den Stein geworfen und zertrümmert werden können.
Sie holt weit aus, schleudert die Scheibe gegen den Felsen und bricht in Gelächter aus — daneben. Das kleine Tonstück liegt unversehrt in einem Meer aus Scherben.
Immer noch lachend läuft sie über selbiges, sucht sich ihre Scheibe aus dem Haufen, und wirft nochmal — diesmal mit Erfolg.
Einen Tempel weiter wäscht man in einer Grotte Geld (literally), um sich anschließend einen besonderen Wunsch damit zu erfüllen.
An jedem Tempel kann man außerdem kleine Zettel mit 'Fortunes' kaufen, die eine gute oder schlechte Zukunft vorhersagen. Sollte man aber ein schlechtes Fortune erwischen ist das halb so wild: Man knotet es einfach um einen nahegelegenen Ast und versucht's nochmal.
So richtig ernst nimmt das niemand — und das reflektiert auch das, was ich bis jetzt vom japanischen Buddhismus mitbekommen habe: Religion hat hier weniger mit strengen Regeln und dunklen, stillen Kirchen zu tun als bei uns. Alles ist ein bisschen verspielter und mehr light-hearted als ich das gewohnt bin. Natürlich sieht man auch Menschen, die vor den Tempeln wirklich in sich gehen und beten — aber allgemein habe ich das Gefühl, dass hier jeder das macht, was ihm gerade sinnvoll erscheint und die ganze Sache nicht allzu ernst nimmt. Und da gehört ein Selfie am Schrein eben einfach mit dazu.