Going Somewhere

Heute mal 'nen ruhigen
October 13th 2016

Früher Morgen — gestern

Jan wacht heute mal von alleine auf, in der Küche ist gerade eine Unterhaltung über Van Gogh im Gange.
Das "Good Morning" unserer Gastgeberin scheint irgendwie einen leicht ironischen Unterton zu haben. Kann daran liegen, dass es mittlerweile nach 12 ist und wir noch sehr verschlafen auf unseren Betten sitzen.
Aber egal — Motto des Tages ist sowieso Heute mal 'nen ruhigen. Und deshalb geht's nach dem Frühstück im nahegelegenen Einkaufszentrum, das mittlerweile Tradition geworden ist, auch direkt an den Strand.
Fast eine Stunde brauchen wir mit der Metro und der einzigen Straßenbahn Dubais — vorbei am Nassima Royal und anderen Hotels.
Wie auch überall sonst ist die Skyline hier gigantisch — auf dem Weg zum Meer laufen wir durch riesige Häuserschluchten und fühlen uns ein bisschen wie bei Inception.
Oval-shaped metallic skyscrapers along a street
Häuserschlucht in Meernähe

Das Wasser am Jumeirah Beach ist genau so türkis wie warm — die Abkühlung fällt also weg, dafür hält man es umso länger im Wasser aus. Ausgestattet wird der ganze Strand übrigens von deutschen Firmen — Auf den Handtüchern ist sogar der Slogan "Pure Freude am Wasser" zu lesen und die Toiletten werben mit "German Engineering". Zum Mittagessen gibt es dann eine Supermarkt Eigenkreation, die sich aber halbwegs authentisch anfühlt.
Bags of grapes, bread and halloumi cheese, some water and aivar on a square wooden table on the beach
Trauben, Fladenbrot, Ajvar & Halloumi — schmeckt.

Der Sonnenuntergang ist klasse, und nachdem es dunkel wird ist es auch fast schon ein bisschen kühl — oder wir gewöhnen uns einfach langsam an die Hitze.
Kühl ist vielleicht etwas übertrieben — wir ziehen uns ein T-Shirt an...
The sun setting over a large construction site
Sonnenuntergang inklusive gigantisches Bauprojekt

Ab in die Wüste

Gegen Nachmittag (also im Prinzip nach dem Frühstück) werden wir vor einem McDonalds von einem Araber abgeholt, der uns ein Bild von uns auf seinem Handy zeigt — Ja, das sind wir.
Im halbseriösen Bus läuft Arabic Fusion (80% Arabisch, 20% Dubstep), außer uns sitzt hier noch eine kleine Gruppe Philippiner und zwei Menschen, die wir nach Indien verordnen würden.
Am Rand der Wüste steigen wir dann in Jeeps um, die uns (auf Umwegen, wir entfernen uns nie weiter als ~1km von der Autobahn) ins Camp fahren. Durch Dünen, über Dünen, von Dünen herab — wir werden mehr als gut durchgeschüttelt, Sand spritzt zur Seite des Jeeps auf und Jan wird (fast) schlecht.
Im Camp angekommen entpuppt sich das Quadfahren dann als sehr unspektakulär — ein paar davon fahren auf einer Ebene im Kreis. Autoscooter in der Wüste, minus Kollisionen.
Evening sky above sand dunes in the desert with some shrubs growing on them
Sand Sand Sand Sand

Nachdem wir uns ein wenig umschauen, will ich versuchen, auf einem alten Snowboard die Dünen herunterzufahren. Jans Kommentar während er beginnt, mich zu filmen: "Ey, du wirst dich so hart hinlegen". Habe ich aber nicht.
Jan surfing down a small sand dune on a skateboard without wheels
Ich sah da drauf bestimmt noch cooler aus

An den Sonnenuntergang schließt dann das Entertainment Programm an — eine mäßig motivierte Bauchtanzperformance wird deutlich überboten von einem traditionellen arabischen Tanz, der im wesentlichen darin besteht, dass der Tänzer anfängt, sich zu drehen und dann nicht mehr aufhört. So zehn Minuten lang. Währenddessen werden dann mit stoffbespannten Ringen immer neue Figuren gebildet und das nach außen fliegende Kleid fängt an zu leuchten — sehr sehenswert.
A dancer forming an abstract shape by throwing up parts of their garment with blue lights embedded in it while spinning around
Da steckt ein Tänzer drin
A deep red sun setting over the desert
Obligatorisches Sonnenuntergangsbild

Danach gibt's Essen und eine Feuershow — auch cool. Zum Schluss geht es dann mit den Jeeps wieder zurück zum Bus und von da zur Metro. Schade ist nur, dass die Spuren der Menschen (und wahrscheinlich insbesondere Touristen...) auch vor der Wüste nicht Halt machen: Wir stolpern immer wieder über Sandalen, leere Dosen und Plastikmüll.

Begegnungen — oder: WG Life

Das Schöne an unserer Art, zu Reisen, ist, dass wir viel mit Menschen hier ins Gespräch kommen. Hier ein paar Auszüge:

Zwei junge Reisende klingeln an der Tür, aus der halb mitgehörten Konversation schließe ich, dass sie für Franzosen gehalten werden. Keine drei Minuten später stellt sich dann heraus: Es sind Deutsche. Aus Nürnberg. Auf achtmonatiger Weltreise. Warum ihr das macht? "Kein Bock auf Studium" Soso...
Außerdem erfahren wir, dass unser asiatischer WG-Genosse aus Hong Kong kommt und sich bald auf den Weg nach Afrika macht, um im Dezember wieder zurück zu sein.
Dass der Italiener im Haus Italiener ist, ist vermutlich allen bekannt, da konsequent mit jedem Italienisch gesprochen wird. Nähere Details konnten wir aber noch nicht herausfinden.
Der Russe, von dem ich schon berichtet habe, zeigt uns außerdem Fotos von der Aussichtsplattform des Burj Dubai.
Der nette Mann, bei dem wir im Supermarkt unsere Rucksäcke abgeben, sammelt verschiedene Währungen aus aller Welt. Ein 5 Cent Stück und einen 5 Euro Schein hat er schon, und von uns lässt er sich unser verbliebenes deutsches Geld zeigen.
Heute morgen treffen wir beim Warten auf den Bus auch noch auf einen Mann aus Singapur, der von einem langen Europatrip zurückkommt.
Auf der Rückfahrt vom Wüstencamp unterhalten wir uns außerdem mit Juanie (ausgesprochen Wanie — oder so ähnlich), einer jungen Philippinerin, die für einige Jahre im Ausland arbeiten will und — funfact — auch die Politik des philippinischen Präsidenten Duterte unterstützt — jedem seine Meinung. Ihr stellen wir dann auch Frage #119 aus unserem Buch: Mit was würdest du gerne mehr Zeit verbringen? — Die Antwort "Reisen" können wir gut verstehen.
Group picture showing Jan, Juanie and Nils in front of a van, Nils having pixel-art sunglasses superimposed on his face
Foto mit Juanie — Optimaler Zeitpunkt für mich, kurz die Augen zu schließen