Hei Hei Helsinki
Hauptstadthopping
13:10, in der Luft über Norwegen. Ich lese im Bordmagazin, wie man Lobster richtig isst und wo man in Shanghai die angesagten Bars und Restaurants findet. Vermerke ich mal unter 'might come in handy someday'. Über den Gang hinweg tippt mich Romy an, zeigt auf eine Seite in ihrem Bordmagazin: Ein Interview mit Marie Ulven Ringheim aka Girl in Red — In ihrer anderen Hand das Handy mit Spotify offen: Girl in Red — watch you sleep. Neat.
Der Anschlussflug aus Oslo startet um 13:35, wird also sportlich. Etwa zehn Minuten später kommt ein Steward vorbei und erklärt wir seien "booked through" nach Helsinki über Stockholm etwa eine Stunde später. Cool. Alle drei Hauptstädte an einem Tag.
Auf dem zweiten Flug nach Stockholm sitze ich neben einem Herrn im Anzug, der während des Takeoff noch schnell einen Selfie-Snap verschickt und sich dann einen Kaffee mit Mjölk bestellt — nordische Sprachen sind schon top.
Nach einem weiteren 45 Minuten Flug in den Sonnenuntergang, auf dem ich nur knapp einen Podcast schaffe, landen wir dann endlich in Helsinki. Bis wir es gegen neun in unsere Unterkunft schaffen, haben die meisten Restaurants schon geschlossen und wir landen nach einem Spaziergang durch die Kälte vor einem Wandgemälde eines Himalaja-Panoramas mit Yak-Hirten im Yeti Nepal. Bis auf uns ist kaum noch jemand da, aber trotzdem gibt's sehr leckeres nepalesisches Essen.
Nach dem Essen bricht eine kurze Genderdebatte aus zur Frage, wer beim ersten Date jetzt wen einladen sollte und warum eigentlich. Romy und ich kämpfen ein bisschen an gegen die Klischees der älteren Generation und lassen dann unseren Vater bezahlen.
Meet Helsinki
Im Brooklyn Café stehen zwei junge Frauen hinter einer Theke voller Bagels, eine mit blau gefärbten Haaren, die andere mit Vaporwave-Glitch Shirt und chinesischem Tattoo im Nacken (二, was auch immer das zu bedeuten hat). Vor der Theke sitzen ein paar Mädchen.
Romy: "Haha, der Papa ist der einzige Mann hier drin". Alright, dann hätten wir das ja auch geklärt.
Hinter dem leider geschlossenen Amos Rex Museum mit seinen außerirdisch-organischen Formen finden wir ein ovales Holzgebäude, in dessen Inneren sich eine Kapelle der Stille befindet — innen darf nicht fotografiert werden, aber der Raum ist wunderschön: Hoch, rund und komplett aus Holz, von oben durchflutet mit Tageslicht, mit nordisch-puristischer Einrichtung.
Der nächste Programmpunkt auf unserer Helsinki tour, die Felsenkirche, wird ihrem Namen gerecht: Felsen, Kirche, alles da.
Ein Stück weiter an der Küste finden wir Zuflucht vor eisigem Regen und dem ersten Schnee in einem winzigen Café, das so voll gestopft ist mit alten Fotografien und antiken Lampen, dass die Gäste sich auf den Bänken ganz schön zusammenquetschen müssen. Es gibt Tee und warme Korvapuusti, während sich draußen immer dickere Schneeflocken unter den Regen mischen. Gemütlich hier.
Bevor wir uns am nächsten Mittag schon wieder von Helsinki verabschieden müssen, fahren wir morgens ein Stück mit dem Bus aus der Stadt und laufen über eine lange Holzbrücke auf eine Insel, auf der alte Gebäude aus ganz Finnland wieder aufgebaut und zu einem Freilichtmuseum zusammengestellt wurden.
Klassische skandinavische Architektur hat schon echt Stil — mit seiner kleinen roten Kirche, den Farm- und Blockhäusern und dem vom Gletscher rund geschliffenen Steinboden wäre die Insel die perfekte Kulisse für so manchen Film.
Fazit Finnland
Ich weiß, es ist ein bisschen früh für ein Fazit, aber ich versuch's trotzdem mal:
Helsinki ist ziemlich klein, fühlt sich dafür aber ziemlich groß an. Die Stadt ist keine Tourismusmetropole mit reihenweise Highlights, aber das muss sie auch gar nicht sein: Helsinki ist jung, artsy, oft trendy und immer chill. Die Menschen hier wirken alle super entspannt, sind etwas zurückhaltend aber super nett.
Überall über die Stadt verteilt findet man wunderhübsche kleine Ecken und Orte, und in zwanzig Minuten mit dem Bus ist man schon auf dicht bewaldeten Inseln in Meer.
So, yeah, I love it: Puristisches Design überall, eine super stylische orange Metro und eine Sprache, in der man Hei (sprich: Hey) oder Hei Hei sowohl als Begrüßung als auch als Verabschiedung benutzen kann — was könnte man da noch wollen?