Going Somewhere

Ein Tag Estland
October 7th 2019

Auf See zwischen Helsinki und Tallinn

Drei Finnen in Lederhosen und Filzhüten bilden die Hausband der Finlandia und verbreiten Oktoberfestfeeling auf der Überfahrt nach Tallinn — Ein Prosit, Neunundneunzig Luftballons und weiteres deutsches Kulturgut. Der Cruise Manager läuft dabei durch's Publikum und schüttelt seine Rassel im Takt — "And now a round of applause for our cruise manager Mikko shaking his banana!".

Ein Tag Estland

Frisch von der Fähre machen wir uns zum Abendessen auf in das Telliskivi Viertel, was geradezu lächerlich trendy ist: Alte Industrieanlagen, besprayte Backsteinmauern, ein zeitgenössisches Fotografiemuseum, geöffnet bis ein Uhr nachts.
A red neon sign reading 'Pudel' in a hand-written font inside a stylized bottle
Des Pudels Kern / öllebaar
A mural on a brick wall showing a woman's face, photographed at night and illuminated by a nearby neon sign showing a stylized sattelite
Satellite
Hinter mit Stickern bedeckten Toren verstecken sich in alten Maschinenhallen und ausrangierten Zügen spärlich beleuchtete Restaurants, auf den Tischen Avocado, Quinoa, Falafel, Hummus, Fritz Cola, Club Mate und vegane Kuchen.
Street-art on a house wall showing a vaguely humanoid pink creature with insane eyes and a huge nose
Some average dude
A metal-and-neon sign reading 'Must' on a black building facade
Must
A raven or crow sitting on a white security camera on a red-brick wall bordering a black brick wall
Black / Red
Am nächsten Morgen drehen wir eine weite Runde von unserer Wohnung in Richtung Altstadt durch ein paar Wohnviertel.
A plant with small pink blossoms growing out from a pot hanging next to a window in a rustic wooden facade
blossom
A white security camera on a withered facade made of wooden planks that might once have been painted white
The Walls Have Eyes
Two windows in a crooked, faded green wooden facade
crooked
Nach einem Rundgang durch die Altstadt, unumstrittenes Touristen-Highlight Tallinns, flüchten wir vor dem einsetzenden Regen in einen Buchladen und fragen uns, wie so viele Bücher für ein Publikum von etwa 1.3 Millionen auf Estnisch übersetzt werden.
A red, Russian-style church with domed roofs emerging from behind a pastel yellow house
Kirchenblick
Fazit Tallinn

Halte ich mich für qualifiziert, nach etwas mehr als 24 Stunden Tallinn zu bewerten? Absolut nicht. Aber hier ist mein Versuch:
Im Kern ist Tallinn sehr klein — klein genug, um zu Fuß im Prinzip überall hin zu kommen. Die Altstadt ist mit ihren pastellfarbenen Häusern und spitzen roten Dächern sehr hübsch, aber sie ist auch unglaublich touristisch und wirkt auf mich etwas steril.
Chimneys poking out from a mish-mash of roofs in various shapes and shades of red
Über der Stadt
Fast interessanter ist die Gegend, die auf unserem Weg in die Altstadt liegt — die Häuser hier haben ein ähnliches Farbschema, sind aber aus verwittertem Holz — weniger glatt und mehr gritty. Außerdem läuft man nicht ständig an Bernstein- oder Souvenirläden vorbei, aber ich schätze das ist Geschmackssache.
A couple taking selfies in front of a red wall with the words 'The Times We Had' written on it in large black letters
the times we had
Das Szeneviertel ist definitiv cool, vielleicht an der Grenze zu tryhard-cool, aber trotzdem cool.
Statt Hei sagt man hier Tere, was nicht ganz so cool, aber trotzdem noch okay ist — man hat den Eindruck, dass die Menschen etwas schüchterner werden, was vielleicht daran liegt, dass sie sich ihres (guten) Englischs nicht mehr so sicher sind wie die Finnen.

Um also auf den Punkt zu kommen: Lauft ein bisschen schneller durch die Altstadt, esst in einem alten Zugabteil zu Abend, schaut euch hier und da Kunst an — you're gonna have a good time.