Buddha, Bonobos, Begegnungen
Erster Programmpunkt unseres Tages ist der Buddha Tooth Relic Temple, der wichtigste buddhistische Tempel Singapurs, der einen Zahn Buddhas ausstellt. Wie auch die Moschee in Abu Dhabi ist dieser Tempel sehr neu — erst 2007 eröffnet — und dementsprechend gut ausgestattet mit Klimaanlage und Aufzügen.
Schon vor dem Eingang umweht uns der Geruch von hunderten Räucherstäbchen, die hier zum Gebet angesteckt werden.
Hinter den Türen des Tempels thront ein großer goldener Buddha, flankiert von zwei Beschützern, in einem ebenso goldenen Raum. Fast alle Wände hier im Tempel sind ausgefüllt mit tausenden Buddhafiguren in verschiedenen Größen (im vierten Stock befindet sich sogar die Galerie der zehntausend Buddhas), denn jeder, der Figuren eines Buddhas ausstellt, soll von Gier, Hass und Angst befreit werden.
Unter anderem finden wir in der großen Halle im Erdgeschoss auch Statuen der 'Eight Great Bodhisattvas', die jeweils bestimmten chinesischen Tierkreiszeichen zugeordnet sind und die Träger ihres Zeichens beschützen sollen.
Vom klimatisierten Tempel aus geht es für uns weiter durch die Straßen Chinatowns — komplett mit Lampions, traditioneller Medizin und allerlei Straßenständen.
Hier steht auch ein Besuch im Chinatown Heritage Center an, das über die Lebensbedingungen der ersten Bewohner und Namensgeber des Viertels informiert. Hier war es früher mancherorts üblich, sich mit etwa 4-5 anderen Arbeitern ein Zimmer zu teilen, das ich auf maximal 5m² schätzen würde. Außerdem entstand ein Geschäft daraus, die Neuankömmlinge aus China, die die Flucht vor der Hungersnot überlebten, bei ihrer Ankunft zu entführen und zu verkaufen — und das alles ist erst um die 60 Jahre her.
Obwohl das Heritage Center nicht gänzlich uninteressant war, musste ich mich leider dabei erwischen, wie sich zwischenzeitlich meine Augen schlossen und ich wenige Sekunden nötigen Schlaf nachholte. — Jan ist manchmal ein bisschen unmotiviert für Museen — vergebt ihm.
Von der Wanderlust gepackt machen wir uns anschließend auf den Weg zu den Southern Ridges — einem Pfad durch mehrere zusammenhängende Parks (Park heißt in Singapur oft so viel wie 'Dschungel mit Wegen') im Süden der Stadt. Hier finden wir zwar leider keine wilden Affen, vor denen auf Schildern gewarnt wird, dafür aber zwei sehr schöne Brücken und den 'Forest Walk', der uns etwas mehr als einen Kilometer weit auf Höhe der Baumkronen durch den Wald führt. Steigung, Sonne und Luftfeuchtigkeit machen unseren Ausflug dann trotz gut ausgebauter Wege recht anstrengend — dafür werden wir an einigen Stellen mit einer tollen Aussicht belohnt.
Nachdem wir die Southern Ridges zu gut drei Vierteln bewandert haben, kehren wir völlig erschöpft nach Chinatown zurück, wo Jan sich auf dem Hinweg eine Straße mit gutem Essensangebot auf seinem Handy markiert hat.
Es soll nur knapp 45 Minuten und ungefähr fünf "Ich glaube da vorne war die Straße" dauern, bis wir schließlich irgendwo anders ankommen — aber immerhin irgendwo mit Essen.
Das Problem war, dass ich dachte ich kann mir die Location merken — ein Irrtum, wie ich feststellte...
Nach kurzer Erholung bei Nahrungsaufnahme tragen uns unsere Beine mit Müh und Not noch bis zum Marina Bay Sands, wo wir die Aussichtsplattform im 56. Stock besuchen, den unglaublichen Blick auf's nächtliche Singapur bestaunen und ein paar schöne Fotos machen.
Obwohl wir heute gefühlt wahnsinnig viel gelaufen sind, konnten wir unseren Schrittrekord aus Dubai noch nicht brechen — wenn auch knapp.
Zoomania — am nächsten Morgen
Fast schon Touri-Pflichtprogramm in Singapur ist der große Zoo der Stadt — und das zu Recht: In gewohnter Singapur-Park Umgebung sieht man hier weiße Tiger, allerlei Affen, Elefanten und mehr.
Zusätzlich zu den schön angelegten Gehegen hangeln sich hier auch einige einheimische Affenarten frei durch den Wald.
Eher zufällig stoßen wir auf unserem Rundgang auf eine Horde Fotografen, die mit Stativen und riesigen Teleobjektiven einem kleinen Vogel im Gebüsch neben den Wegen nachstellen.
Ich habe keine Ahnung, warum der so begehrt ist, aber wenn er so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, mache ich wohl auch besser mal ein Foto.
Der letzte Tag inklusive Wanderung steckt uns noch in den Knochen, weshalb wir jede sich bietende Gelegenheit nutzen, um uns kurz hinzusetzen und auszuruhen — so zum Beispiel im Eisbärengehege.
Der Moderator bei der Eisbärfütterung fragt ins Publikum, was den Eisbären gefährdet — "GLOBAL WARMING" schallt es aus dem Publikum zurück. Ähnlich wie buddhistische Mantra im Tempel von gestern werden uns hier die Worte "reduce, reuse, recycle" wieder und wieder ins Gedächtnis gerufen, bevor zwei trainierte Otter demonstrieren, wie man Plastikflaschen richtig entsorgt — und das nachdem wir heute morgen unsere vier Gebäckstücke in fünf Plastiktüten überreicht bekommen haben.
Aber Aufmerksamkeit schaffen ist ja zumindest ein erster Schritt.
Das Problem mit den Plastiktüten ist uns auch schon in Dubai aufgefallen. Nachhaltigkeit scheint nicht in allen Ländern Priorität zu sein.
Fragen über Fragen
Während wir in unserem Apartment darauf warten, dass die Waschmaschine fertig wird, macht Stacy für Davon und uns Tee und wir setzten uns auf die Couch — im Fernsehen läuft ein Singapur-Drama, unterbrochen von teils mehr, teils weniger lustigen Werbespots.
Wir unterhalten uns lange über Singapur, Deutschland, das Reisen und vieles andere, bevor wir schließlich Socken auf dem Balkon aufhängen — die bei tropischem Klima etwa zwei Tage trocknen müssen.
Im Laufe unseres Gesprächs stellen wir den beiden dann auch je eine Frage aus unserem schlauen Buch:
Stacy wählt Frage #444 — "Mit wem hattest du zuletzt ein gutes Gespräch?" — und erinnert sich an eine Frau aus Kanada, die für ein paar Tage hier gewohnt hat, bevor sie nach Australien weitergereist ist.
Davon nutzt Frage #172 — "Was ist der beste Rat, den du je bekommen hast?" — souverän für ein kleines Kompliment: Der Ratschlag "Work smart, not hard" kam von niemand anderem als Stacy.
Beim Mittagessen in Chinatown gesellt sich dann Patrick, ein Geschäftsmann aus Hong Kong, der auch zum ersten Mal in Singapur ist, zu uns an den Tisch und sucht sich Frage #800 aus: "Fällt es dir leicht, einer anderen Person zu sagen, dass du sie liebst?" — Ja, aber nur seiner Frau und seinem Sohn.