Going Somewhere

Goodbye Garden City
October 24th 2016

Gestern Abend haben wir Wolf getroffen, einen Deutschen, der in Singapur lebt und arbeitet. Ein Bekannter hat mir gesagt, dass wir ihn unbedingt treffen müssen, wenn wir in der Stadt sind. Gesagt, getan. An der Orchard Road, einer zugegebener Maßen sehr verwirrenden Bahnstation, treffen wir uns (mit kleiner Verspätung). Er zeigt uns dann einen Teil von Singapur, den wir zuvor noch gar nicht kannten — die arabische Straße. Im Panorama einer relativ großen Moschee mit goldener Kuppel essen wir sehr lecker arabisch zu Abend. Arabischer, als wir je in Dubai gegessen haben.
Wolf erzählt uns viel noch über die Strukturen der Stadt, sowie über die Menschen, die hier leben.
Als wir um kurz nach 12 in unser Apartment zurückkehren, sitzen unsere Hosts (ja, ich weiß jetzt wie es ausgesprochen wird...) (Na das wurde auch langsam Zeit...) auf der Couch nebeneinander und schauen gemeinsam ein Drama. Nils und ich sind uns einig, dass die beiden ein süßes Paar abgeben.

Am nächsten Morgen beschließen wir, uns keinen Wecker zu stellen und mal etwas 'auszuschlafen'. Trotzdem entscheiden wir uns gegen 11, den Tag nicht völlig zu verlieren. Auf meinem Handy sehe ich, dass Stacy mir geschrieben hat, dass sie für uns Essen mitgebracht haben und wir Bescheid sagen sollen, damit sie es warm machen können. Für Nils und mich, die gerade frühstücken wollen, eine willkommene Einladung. Stacy und Davon stellen uns dann vier verschiedene lokale, vor allem malaysische (und vor allem sehr leckere) Gerichte, vor. Sie weisen uns allerdings auch darauf hin, dass es durchaus scharf werden kann, was für mich doch etwas problematisch werden könnte — Nils grinst. (Sehr richtig — aber Jan hat sich wirklich gut geschlagen)
Für meine Begriffe war ich ganz tapfer uns habe sogar den wohl hohen Schärfegrad ohne Kreislaufkollaps überstanden.

Ein Fazit

Wie ich nun mittlerweile schön öfters angemerkt habe, ich liebe Singapur. Die Stadt hat einen unverwechselbaren Charakter, wie ich ihn zuvor noch nie erlebt habe. Nils und ich sind uns einig, wir beide können uns vorstellen, in dieser Stadt zu leben.
Man muss sich Singapur wie eine Stadt mitten in der Natur vorstellen. Das Stadtbild ist von unglaublich viel Grün geprägt. Man könnte mancherorts meinen, man stünde im Urwald, wo auch Häuser stehen und nicht in einer Stadt.
Zudem hat Singapur eine ganz klare Struktur. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind gut organisiert, Stadt- und Wohnviertel sind getrennt. Und obwohl Singapur das drittdichtbevölkertste Land der Erde ist, hat man nicht das Gefühl, man stößt an jeder Ecke an Menschen.
Außerdem mag ich an Singapur, dass es unglaublich sauber ist. In der Innenstadt könnte man glatt vom Boden essen. Das hat aber nicht zuletzt mit den harten Strafen zu tun, die es hier in Singapur gibt, zum Beispiel bei Verschmutzung.
Damit sind wir auch schon bei den negativen Punkten:
Die Menschenrechtssituation in Singapur ist durchaus problematisch. Pressefreiheit existiert nicht wirklich und die Meinungsfreiheit ist ebenfalls eingeschränkt — und das, obwohl Singapur eine Demokratie ist. Dazu kommen Strafen, wie die Todes- und Prügelstrafe, die in einem Rechtsstaat eigentlich unhaltbar sind, aber hier praktiziert werden. Umfragen zeigen jedoch, dass die Einwohner Singapurs zu 95% die Todesstrafe nicht abschaffen wollen — sehr erstaunlich wie ich finde. Zudem ist Homosexualität hier immer noch illegal. Eine Tatsache, die Kopfschütteln bei mir hervorruft.
(Es folgt ein politischer Exkurs von Jan...)
Anderseits ist Singapur eine Art wirtschaftsliberaler Musterstaat. Jeder Bürger ist für seine eigene Vorsorge verantwortlich und es gibt keine staatliche Sozialhilfe. Die Folgen sind eine faktische Vollbeschäftigung und ein sehr hohes Einkommen pro Kopf — ein gutes Modell, wie ich finde.
(Ende Politologievortrag)
Wenn man auf die Historie Singapurs schaut, erkennt man: Singapur ist seit der Gründung mithilfe vieler Ethnien groß geworden. Europäische Kolonialisten, chinesische und malaysische Arbeiter haben ohne viele Konflikte diesen Inselstadtstaat aufgebaut und leben auch heute noch in Eintracht zusammen. Dies führt auch zu einer extrem großen Vielfalt an Kulturen.
Singapur ist eins der globalisiertesten Länder der Welt. Im Einklang mit der Natur leben viele Nationalitäten Seite an Seite, was diese Stadt so einzigartig macht.

Jan sucht teilweise schon im Internet nach Möglichkeiten, hier in Singapur ein Praktikum zu machen — also glaube ich, ich spreche für uns beide, wenn ich sage, dass wir sehr gerne noch mal hier vorbeikommen würden.

Zum Abschluss hier natürlich noch zwei Dinge, die man in Singapur lieber nicht tun sollte:
Eine Durianfrucht in der Metro essen ist schon mal keine gute Idee. Davor wird in jedem Waggon gewarnt, und auch wenn ich das genaue Bußgeld nicht im Kopf habe, wird der kleine Snack bestimmt recht teuer.
Außerdem ist Ladendiebstahl bzw. Stehlen generell bei Singapurs drakonischen Strafen nicht zu empfehlen.

Jan and Nils posing next to a paper cut-out of a policeman making a 'stop' gesture, informing about shoplifting
Gegen Fotos mit Papppolizisten hat zum Glück niemand was