Going Somewhere

Going Somewhere with Kathainchina
November 2nd 2016

... mit Einwürfen von Nils und Katha

Shenzhen adé. Nicht so schade eigentlich, wir freuen uns insbesondere darüber, einmal eine kleinere Stadt bzw. überhaupt etwas anderes als eine Stadt zu sehen. Bisher konnten wir nur die Erfahrung mit Großstädten machen.
Unser Zugticket müssen wir noch an einem Schalter abholen — und hoffen einfach mal, dass wir das ohne Chinesischkenntnisse irgendwie hinbekommen. Glücklicherweise lernen wir in der Schlange Cole kennen, einen Amerikaner, der momentan hier lebt, Fußball unterrichtet und zudem auch über rudimentäre Mandarinkenntnisse verfügt.

Angekommen in Guilin North suchen wir uns ein Taxi, während uns bestimmt 30 unseriöse Taxen und Mopeds ihre Dienste anbieten. Nein danke — wir kommen so klar, auch wenn wir aussehen, als hätten wir Geld, was leider auch nicht stimmt.
In unserem Hostel, das vom Interieur mit Sicherheit das beste unserer bisherigen Reise ist, sind die Mitarbeiter teilweise sogar gruselig nett und wollen einem immer helfen, selbst, wenn man eigentlich ganz gut klarkommt.
Wir treffen dort unsere liebe und lang vermisste Freundin Katha. Okok, es sind doch "nur" 2 Monate ... die dann gleich in fließendem Chinesisch für uns Nudeln an einem kleinen Straßenstand bestellt — was würden wir nur ohne sie machen? Mein Chinesisch hört sich übrigens nur für absolute Laien (sorry) in irgendeiner Weise fließend an. Aber was soll man auch von jemandem erwarten, der anstelle von "Danke" Westenwesten sagt (xiexie = danke, xi = Westen)...
Katha looking down upon a city with mountains in the distance
Meet Katha
Uns fällt beim Rundgang durch die Stadt erstmals auf, wie sehr wir als Westler angestarrt werden und teilweise sogar heimlich Fotos von uns gemacht werden. Manchmal werden wir vorher aber auch gefragt.
Das ist übrigens durchaus nicht selbstverständlich. Es soll auch schon vorgekommen sein, dass der Blitz beim "heimlichen Fotografieren" noch an war.
Katha, Jan and Nils posing for a group picture on a mountain with a city in the background
Man sieht den Selfiestick gar nicht
In Guilin schauen wir uns den Seven-Star-Park an. Nachdem wir bei der Suche nach dem Botanischen Garten aus Versehen in einem verlassenen Freizeitpark gelandet sind...
Colourful wind wheels on strings suspended between trees in a forest
Windstruck
Beim Rundgang und Aufstieg auf einen der Berge haben wir einen tollen Ausblick auf die Umgebung.
Panorama of a city of low, grey-ish buildings under a cloudy sky
Guilin City von oben
Dort führen schöne Wege und steile Treppen vorbei an verschiedenen Tempeln, Seen und einer kamelförmigen Felsformation.
A camel-shaped dark grey rock formation emerging from the trees
Der Camel Hill — Name leuchtet ein, oder?
A man holding a long wooden pole standing on a narrow raft made of blue plastic pipes on a river, apparently transporting a white box
Schiffbruch ohne Tiger
Unser Mittagessen, was übrigens von Katha auf perfektem Chinesisch bestellt wird, ist leider nicht sehr befriedigend. Wir bekommen eine Suppe mit Nudeln, Schnecken und irgendwas, was wir nicht einordnen können — Schildkröte?
An dieser Stelle muss ich mich mal verteidigen. Tatsächlich wollte ich nämlich Pizza essen, aber Jan und Nils wollten natürlich unbedingt original bleiben, woraufhin ich vollkommen selbstlos gefolgt bin.

Zurück im Hostel beschließen wir, den Abend "mal (wieder) 'nen Ruhigen" zu machen — zum Glück haben wir hier auch unzensiertes Internet. Die Entzugserscheinungen haben sich schon bemerkbar gemacht. Das Internet im Hostel ist übrigens kein Vergleich zu dem Internet in meinem Zimmer. Da ist man schon über ein gesendetes Bild auf WhatsApp froh...
Nebenbei bekommt Katha natürlich auch noch eine Frage von uns: #666 — Was war ein Wendepunkt in deinem Leben? Eigentlich jedes Mal, wenn ich länger im Ausland war oder mit Leuten aus dem Ausland zu tun hatte.
A view from a rooftop along a mid-sized street lined by multi-story buildings and some trees with green hills in the background
Gongcheng Skyline
Am heutigen Mittwoch besuchen wir Katha in ihrem neuen Zuhause und schauen eine Schulstunde ihrer Mitbewohnerin in der Grundschule an, eine Erfahrung, die ich wahrscheinlich nicht so bald vergessen werde: Kaum betreten wir die Schule, kommen hunderte Kinder auf uns zugerannt, die Autogramme von uns wollen und uns (auf Englisch) fragen wie es uns geht — Zwar überwältigend, aber sehr süß.
Nils standing in a crowd of elementary school children in a corridor asking for autographs
Autogrammstunde
Also wirklich... 60 Grundschulkinder, die komplett durchdrehen — Uns kleine Zettel schenken, begeistert winken und uns Sachen zum signieren hinhalten. Im Unterricht geht's dann genau so weiter: Auf Theresas (ihreszeichens Mitfreiwillige von Katha) "What colour is the jacket?" kreischt der ganze Kurs "ORANGE" — und die Schüler, die zufällig eine orange Jacke dabei haben, schwenken sie durch die Luft. Selbiges gilt für Socken und/oder Schuhe.
Persönliche Lieblingsszene: Niedlicher Junge in der letzten Reihe bietet dem Mädchen neben ihm einen Trinkjoghurt an, wird von ihr aber eiskalt rejected.


Die Grundschulschüler sind gerade im Vergleich zu meinen High School-Schülern wahnsinnig motiviert. Angesichts des Arbeits- und Lernpensums, das die Schüler hier täglich zu erfüllen haben, ist die mangelnde Motivation aber auch verständlich und man kann ihnen nicht böse sein. Da meine Schüler diese Woche aber Mid-Semester Examen haben, können Jan und Nils meinen Unterricht leider (bzw. zum Glück) nicht beobachten.

Wir sind gespannt, was wir morgen in Fengyan sehen werden, einem der Beschreibung nach kleinen Dorf, wo es nicht viel gibt. Trotzdem mit Sicherheit eine Erfahrung.