Going Somewhere

Zwillinge auf Tempeltour
November 9th 2016

Wir sind zurück in Hong Kong — wo das Internet frei und der O-Saft echt ist.
Heute zieht es uns ins etwas außerhalb gelegene Kloster der 10.000 Buddhas. Die laut Internet 421 Stufen bis zum Tempeleingang, die Jan allesamt sehr genießt, werden gesäumt von unzähligen lebensgroßen Buddhastatuen in den seltsamsten Posen, die eigentlich eine ganze Portraitserie verdient hätten.
Golden statues of three Buddhist monks, one looking inquisitively at the camera and touching his chin
Breaking the 4th Wall
Manche sehen aus, als wollten sie uns was verkaufen, andere schauen sehr ernst drein, wieder andere wirken leicht verrückt und/oder reiten auf diversen Tieren.
The head of a golden statue depicting a surprised-looking deer
Whaaaaaat?!
Auf dem Tempelgelände werden die Gesichtsausdrücke der Buddhas dann normaler — hier finden wir schöne Pagoden, mehr goldene Statuen und einen Koiteich inklusive Wasserfall.
A row of golden life-size statues in various poses standing in a garden
Die Wächter von Hong Kong
Der Innenraum der großen Tempelhallen versetzt uns mal wieder ins Staunen: Wirklich jede Oberfläche in dem kubischen Raum ist bedeckt mit kleinen Abbildern Buddhas. Es läuft spirituelle Musik aus bunt blinkenden Plastikboxen, ein paar Ventilatoren stehen herum und in einer Ecke des Gebetsraums ist ein provisorisch wirkendes Büro eingerichtet — für uns ungewohnt, der Erfahrung nach in solchen Klostern aber alles nicht unüblich.
Close-up of three burning sticks of incense with red ornaments and more incense in the background
Räucherstäbchen
Eigentlich soll es danach in den Hong Kong Park gehen, aber dank Regen fällt das erste Mal auf unserer Reise ein Event ins Wasser. Nach eher langer als kurzer Evaluation auf einem verführerisch bequemen Sofa in einer Mall machen wir uns auf den Weg, zumindest noch kurz den Sky Garden an der Central Station zu sehen. Der ist zwar keine richtige Sehenswürdigkeit, bietet aber einen guten Ausblick auf die Skyline und ist auch sonst sehr schön anzusehen.
Positiver Nebeneffekt: Die Gefahr Sonnenbrand zu bekommen, war an diesem Tag sehr niedrig.
A hazy blue look at three skyscrapers across a river through the silhouette of a tree
Hat auch was: Hong Kong bei Regen

Halb Zehn, Tag der Wahrheit

Ich bin seit ein paar Minuten mehr oder weniger wach, liege aber noch im Bett. Mein Handy vibriert — Nachricht von Jan: "Lass mal chillen". Gesagt, getan.
Wir schalten erstmal noch in den Betten die Livestreams der US-Wahl ein, beschließen dann aber, die schlechten Nachrichten lieber bei spätem Frühstück vom Bäcker (Pineapple Bun, Brötchen mit Curry oder so drin, Milk Tea) auf der Dachterasse unseres Hostels zu verfolgen.
Jan and Nils having breakfast outside while watching something on a tablet computer
Wahlparty in Hong Kong
Gegen ein Uhr gestehen wir uns dann ein, dass das Ergebnis praktisch feststeht — und müssen erstmal dringend meditieren.

Mit der bei weniger nebligem Wetter bestimmt noch beeindruckenderen Seilbahn fahren wir hoch zum "Big Buddha" und haben auf dem Weg eine tolle Sicht auf die bewaldete Landschaft von Lantau Island.
Oben angekommen laufen wir durch ein super authentisches chinesisches Dorf mit Subway, Kebabladen, Juwelier und Kino, bevor der große Buddha selbst ins Sichtfeld kommt — und ja, der ist schon echt groß. Der größte sitzende Bronzebuddha der Welt übrigens. Im anschließenden Kloster gibt es die üblichen Räucherstäbchen en masse und hübsche Blumendeko.
Die netten Chinesen in der Seilbahn fragten uns, ob wir denn Zwillinge seien, wir würden uns so ähnlich sehen. Nicht nur wir Europäer scheinen es schwer zu haben mit der Unterscheidung anderer Volksgruppen.
A large metal statue of a woman holding some musical instrument as an offering with a temple building in the background
Opfergabe an den großen Buddha
Als viel interessanter als "Big Buddha", den man in zehn Minuten genug besichtigt hat, erweist sich aber ein kleiner Weg, der in den Wald führt: Schildern zufolge befindet sich hier der "Pfad der Weisheit" — Klingt gut, oder?
Durch die wunderschöne, leicht mediterran anmutende Küstenlandschaft laufen wir ein paar Minuten vorbei an ein bis zwei kleinen, verlassenen Gebäuden und deutlich mehr Bäumen.
A tree growing through broken and rusty windows of an apparently abandoned building
Auf dem Weg zum Pfad der Weisheit
Kurz darauf kommen wir dann am versprochenen Ziel an: Der Pfad der Weisheit ist ein am Hang eines Hügels gelegener Weg in Form einer großen Acht, an dem dutzende Holzpfeiler mit chinesischen Weisheiten aufgestellt sind.
A pillar made of half of a tree trunk inscribed with Chinese characters with a foggy mountain in the background
Möchte jemand übersetzen?
Wir fühlen uns gleich viel schlauer und genießen die Aussicht, bevor es bei Sonnenuntergang mit der Seilbahn wieder ins Tal geht.

Zum Abendessen beschließen wir, eine japanische Restaurantkette auszuprobieren. Und spätestens da ist unsere gefühlte Weisheit dann wieder weg.
Wir bestellen — wie gewohnt — irgendwas, was auch wirklich sehr gut schmeckt, wundern uns dann aber den restlichen Abend, warum die Locals alle was anderes essen (DIY Suppe?) — und was genau das mit den Herdplatten und Gasbrennern zu tun hat, die sie auf den Tischen haben.

Der vorabendliche Kinobesuch war leider sehr ernüchternd. Wir sahen den Film Inferno und (ACHTUNG SPOILER) ich musste leider feststellen, dass das Ende genau das Gegenteilige des Buches ist — sehr unbefriedigend. Das ist als würde im Film Harry sterben und Voldemort Herrscher über die Zauberwelt werden... Sonst ist der Film eigentlich gut gemacht.