Going up and going north
Going up
Der Tag beginnt für uns mit dem Vorsatz: Wir ziehen um und machen sonst nicht viel. Angekommen in unserem neuen Apartment beschließen wir, dann doch noch aus dem Haus zu gehen und die Umgebung zu erkunden. Hongdae ist das Studentenviertel Seouls — Deshalb befinden sich hier auch einige Universitäten, von denen wir uns die rennomierteste, die Yonsei University, anschauen. Der Campus ist sehr modern und architektonisch interessant.
Auch soll der N Seoul Tower heute Abend das Ziel sein. Dies ist ein Fernsehturm auf einem Hügel Seouls, vom dem man einem tollen Ausblick auf die Stadt hat. Den Aufstieg meistern wir übrigens gekonnt zu Fuß — wer braucht schon die Seilbahn? Gerade bei Nacht ist dies sehr sehenswert.
Unterhalb des Turms hängen an mehreren Metallbäumen und Zäunen tausende Schlösser, die ein schönes Fotomotiv abgeben.
Nach dem Besuch des Towers gibt es für uns wieder Korean Barbecue — diesmal die Budgetvariante: Wir müssen selbst grillen & Fleisch schneiden, können dafür aber umso mehr an unseren Sprachkenntnissen arbeiten. Wir begrüßen die nette Frau, die uns bedient, ich verstehe, dass sie fragt, ob wir Koreanisch sprechen und erkläre ihr eloquent, dass unsere Sprachkenntnisse leider nicht ausreichen, um unsere Bestellung adäquat aufzugeben ("아니오" ~ Nein). Nachdem wir uns auch noch für unser Essen bedanken können und es schaffen, "Ja" zu sagen, sagt sie uns (wahrscheinlich), dass unser Koreanisch doch ganz gut ist.
Das Grillen meistern wir dann auch echt professionell — bis auf die Tatsache, dass Jan versucht, die Alufolie mit Essig einzufetten. Nach diesem Zwischenfall bekommen wir den Essig sicherheitshalber abgenommen.
7:30 Uhr — Going North
Es ist früh. Und sehr kalt. Bei 0° Außentemperatur, bewaffnet mit T-Shirt, Pulli und 2 Jacken kämpfen wir uns durch die Morgenkälte (Viel wärmer wird es tagsüber leider auch nicht) in die Innenstadt, von der unsere Tour in die DMZ (demilitarisierte Zone) losgeht.
Nach einer knappen Stunde Busfahrt früh am Morgen, in der der Tourleiter auf schlechten Englisch ununterbrochen irgendwas erzählt, kommen wir an einem Punkt an, an dem wir Mittagessen zu uns nehmen und zum ersten Mal auf die nordkoreanische Seite blicken können. Die Freedom Bridge, auf der Bahngleise verlaufen, wird aufgrund der Spannungen zwischen Nord- und Südkorea nicht benutzt.
Auf der südkoreanischen Seite der Freedom Bridge, über die nach dem Koreakrieg Kriegsgefangene ausgetauscht wurden, hängen unzählige symbolische Nachrichten für die Wiedervereinigung Koreas.
Weiter geht's in die JSA (Joint Security Area), ein Gelände auf der Grenze zwischen Nord und Süd, das der UN unterstellt ist, von wo wir von einem netten südkoreanischen Soldaten begleitet werden. Fotos von der südkoreanischen Seite sind streng verboten — "Nur in Richtung Norden" lautet die Anweisung.
In der JSA finden immer wieder Verhandlungen statt, weshalb der Ort von wichtiger Bedeutung ist. Wir bekommen hier die einmalige Chance, den Konferenzraum zu betreten und hierbei sogar die Grenze zu Nordkorea zu überqueren.
Fazit Nordkorea
Auf den geschätzten 10qm nordkoreanischen Boden konnten wir weder Armut, noch Menschenrechtsverletzungen feststellen.
Woran das wohl liegt?
Den einen Nordkoreaner, der uns über den Weg gelaufen ist, konnten wir leider auch nur aus der Ferne betrachten.
Kurz mal Spaß beiseite: Nordkorea wird bei uns gerne als nicht ernstzunehmender, unfähiger Schurkenstaat gesehen — das mag zwar in vielen Bereichen nicht ganz falsch sein, zu weiten Teilen ist genau dieser Ruf von der DPRK aber beabsichtigt: Man ist sich im Norden seiner PR durchaus bewusst — aber so lange der Westen Nordkorea nicht ernst nimmt, geht auch niemand gegen den Staat vor (nicht, dass das unbedingt nötig und/oder zielführend wäre). Nordkorea verfügt trotz maroder Infrastruktur über nicht zu vernachlässigende militärische und wissenschaftliche Mittel — man ist stolz darauf, sich die zehnte Weltraumnation nennen zu können.
"2 minutes for photos", dann müssen wir gehen. Alles streng bewacht von Soldaten beider Seiten. Bei einem Umschwenk mit meinem Handy habe ich wohl auch Teile der südkoreanischen Seite gefilmt. Ein Soldat verlangt, ich solle ihm meine Kamera zeigen — zu Befehl, es wird gelöscht.
Vor unserer Abfahrt haben wir noch die Möglichkeit mit einem Soldaten, der mit Sonnenbrille einem südkoreanischen Schauspieler extrem ähnlich sieht, zu plaudern. Sein Englisch ist besser, als wir es jemals hier in Korea gehört haben. Auch bekommt er eine Frage aus unserem Fragebuch gestellt — Frage #605 "Was würdest du am meisten vermissen, wenn du taub wärst?" Die Antwort, David Bowie Songs, ist sehr verständlich.