Going Somewhere

Stories by the Fireplace
December 15th 2016

17:49 — Greymouth

Ein Spanier spielt im Wohnzimmer Klavier, ein paar Deutsche verwalten am Tisch ihre Finanzen, draußen regnet es in Strömen — Zeit, auf dem Sofa neben dem brennenden Kamin die letzten Tage zu Papier zu bringen...
Close-up of a well-worn piano keyboard in a wooden frame
Klaviermusik am Kamin

Rückblende — Vor 2 Tagen

Der Wecker klingelt um 5:30. Wir graben uns mühsam unter unseren drei Decken hervor und geben schlechtlaunige Laute von uns. Kurz darauf folgt eine SMS, die uns informiert, dass unsere Fähre nach Picton eine Stunde später ablegt als geplant. Klasse. Also wieder ins Bett.
So richtig ausschlafen können wir trotzdem nicht und sind deshalb nach etwa vierstündiger Fährfahrt, während der unser Auto Farbe und Namen wechselt, entsprechend müde.
An old, blue-green Nissan bluebird standing on the side of a windy road
Bruce
Unser Hostelzimmer ist — wer hätte es gedacht — mal wieder nur von Deutschen besetzt. Das obligatorische "Sooo, whe're you from?" könnte man sich eigentlich sparen und gleich "Grüß Gott" sagen.

Am nächsten Tag fahren wir in den nahegelegenen Abel Tasman National Park — irgendwo im Nirgendwo am Straßenrand hat jemand einen Baum weihnachtlich geschmückt. Im Hostel finden wir noch einen Deutschen, der sich uns für den Tag anschließt.
A driftwood tree laying in tall grass on a beach with tide-pools
Nationalparklandschaft
Im Park kann man, sollte man sich darüber früh genug informiert haben, tolle Mehrtagestouren mit Hüttenübernachtung machen — wir kommen allerdings dank allgemeiner Laufmüdigkeit nur ungefähr eine halbe Stunde weit in den Park. Die Küstenlandschaft hier ist trotzdem wunderschön: Durch eine kleine Höhle kommen wir an eine etwas abgelegenere Bucht mit beeindruckenden Felsformationen.
A tall, rounded exit of a person-sized natural tunnel showing the beach outside of it
Down the Rabbit Hole
A smooth, free-standing rock formation with a single small tree on top emerging from a beach
Welcome to Wonderland
Wir entspannen hier ein bisschen, beobachten, wie der Strand bei Ebbe langsam trocken läuft und ich mache erste Fortschritte im Balancieren von Steinen.
Carefully balanced rocks stacked on top of each other on a beach
Nicht von mir, aber so ähnlich...
Anschließend legen wir eine kleine Wattwanderung zurück zum Eingang des Parks ein und schaffen es tatsächlich, nicht von den vielen kleinen Krebsen, die sich hier im Sand herumtreiben, attackiert zu werden.
A large piece of driftwood laying next to some stones on a sand beach
Fotogenes Treibholz
Close-up of a seagull on a beach looking sceptical
... und obligatorische Möwe
Am nächsten Morgen sammeln wir im Hostel einen Kanadier auf (Austin, war auch schon in Korea und außerdem in Japan & Taiwan), der eigentlich per Anhalter in die gleiche Richtung will, und machen uns auf den Weg zur Westküste — mit Zwischenstopp und kurzem Waldspaziergang an den Nelson Lakes.
Nicht negativ gemeint, aber: Wenn man ein Auto hat, dann will auf einmal jeder was mit einem unternehmen bzw. fahren — manchmal doch etwas nervig.
An uprooted tree fallen to the side, overgrown with grass and smaller trees in a forest
Wie immer hier: Schöne Natur
Der große Rotoroa (nicht zu verwechseln mit Rotorua) Lake ist umgeben von schönem, bemoosten Wald und unzähligen Sandfliegen. Wir verzichten auf die fünfstündige Wanderung und entscheiden uns für eine kleine 30 Minuten Runde durch den Wald, die uns vor unerwartete Herausforderungen stellt: An zwei Stellen stoßen wir auf eiskalte Gebirgsbäche, die sich nicht darum kümmern, dass hier eigentlich ein Weg sein sollte — Immerhin erfrischt das Wasser.
A wild, grass-and-sand beach with some driftwood and a foamy white sea
Stürmische See

Die Fahrt von etwa 5 Stunden zieht sich ziemlich und wir sind froh, endlich in Greymouth in einem farbenfrohen Altbauhostel mit Retroradio, Kamin und einem alten Klavier anzukommen — Hier im Wohnzimmer fühlt man sich direkt ein paar Jahrzehnte in die Vergangenheit versetzt.