Going Somewhere

Durch Raum und Zeit
December 22nd 2016

Flashback

01:20, Seoul, in einem Wohnhaus irgendwo in Hongdae

Ich liege im Bett, das Licht ist schon eine Weile aus. Jan schaut noch Videos, ich bin gerade dabei, einzuschlafen. Eigentlich.
"Jetzt musst du mir aber noch mal die Sache mit dem YouTube-Paradoxon erklären."
Mit einem leichten Seufzen setze ich mich wieder aufrecht hin — das kann jetzt dauern. Also, das YouTube Paradoxon...
"Wenn in Deutschland jeden Tag um 10 ein Video rauskommt, sehe ich dann wenn wir am 22.12 morgens nach LA fliegen und zwei Stunden früher am gleichen Tag ankommen zwei Videos an einem Tag? Oder sehe ich einen Tag lang gar kein Video?" (Und warum kann man so nicht in der Zeit zurück reisen?)

Mittlerweile kann ich von mir sagen, dass ich es verstanden habe.

Ich erspare euch die halbstündige Mitternachtsdebatte und komme gleich zum Ergebnis: Der ominösen Datumsgrenze ist YouTube ziemlich egal — und umgekehrt. Es bleibt wie gewohnt bei einem Video alle 24 Stunden.
Für die, die die Datumsgrenze genau so verwirrend finden, wie wir hier der Versuch einer kleinen Analogie:
Man stelle sich vor, ein Reisender fliegt mit einer Taschenuhr im Gepäck einmal um die Welt — mit einem Zwischenstopp in jeder Zeitzone. (Wir starten in Frankfurt um 12:00 Mittags in Richtung Osten und reisen mit Lichtgeschwindigkeit...) Bei jedem Stopp stellt unser Reisende seine Uhr nach dem lokalen Sonnenstand — also immer eine Stunde vor. Wenn er die Erde einmal umrundet hat, ist die Uhr insgesamt 24 Stunden vorgestellt worden und geht zurück in Frankfurt also einen ganzen Tag vor.
Um das zu verhindern, führen wir die Datumsgrenze ein — eine beliebig gewählte Linie, die eine zusätzliche Zeitverschiebung von 24 Stunden in die entgegengesetzte Richtung darstellt. Auf beiden Seiten der Datumsgrenze ist die Uhrzeit also identisch, nur das Datum verändert sich.

Dazu muss man bedenken, dass in einem Flugzeug die Zeit um einige Nanosekunden langsamer vergeht, als auf der Erde.

Alles klar? Wenn nicht ist auch nicht so schlimm.


4 Stunden vor LA, Flug VA 1

Mittlerweile befinden wir uns jenseits der Datumsgrenze — mitbekommen haben wir davon leider nichts — Die erwarteten Zeitreise Licht- und Toneffekte bleiben aus. Ich habe den Überblick verloren, wie lange genau wir jetzt schon unterwegs sind und wie viele Filme ich schon gesehen habe (Train to Busan 7.5/10, An 7/10, In Bruges 5/10, ...). Schlafen funktioniert leider nicht besonders gut, also schreibe ich eben ein bisschen am Blog. Jan schaut zum 100sten Mal Harry Potter und den kleinen Lord. Um kurz vor Mitternacht neuseeländischer Zeit werden Schokonikoläuse verteilt.

Vorteil bei dem Filmen, die man schon kennt: Man weiß schon was passiert und kann daher nicht enttäuscht werden, und fühlt sich nach diesen Filmen einfach gut! Ich habe übrigens 5 Filme und einen 3-Stunden Podcast geschafft — ich bin zufrieden.

Neuseeland — Fazit

Als Fazit in einem Satz: Neuseeland hält, was es verspricht. In unseren drei Wochen hier haben wir überall atemberaubende Landschaften gesehen, wunderschöne Strände besucht und sind durch außerirdische Landschaften gewandert. Die Neuseeländer sind, so weit wir das beurteilen können, wahnsinnig nett und zuvorkommend — das bemerkt Jan auch im Straßenverkehr.

Allerdings bekommen wir hier nach unserer 2-monatigen Reise, die vorwiegend aus Städten bestand, ein extremes Kontrastprogramm. Abgesehen von Auckland ist Neuseeland extrem dünn besiedelt, weswegen man sich (z.B. in Greymouth) zeitweise sehr verloren vorkommt. Zum Leben ist es für uns daher schwer vorstellbar, da uns die Abwechslung im Alltag fehlen würde.

Gerade in den kleinen Städten, in denen wir vorbeikommen, vermisse ich lebendige Innenstädte oder mehr als vier verschiedene Restaurants.

Von der Kultur her unterscheidet sich Neuseeland nicht sehr von Großbritannien — Einzig die Zweisprachigkeit mit Māori wird zeitweise deutlich. Die allermeisten Städte haben deshalb auch Namen in Māori (Rotorua, Taupo, usw.). Verstehen, warum man nach Neuseeland zum 'Work and Travel' kommt, können wir leider nicht: Man könnte sein Geld auch in Deutschland verdienen, wo man vielleicht keine Kiwis pflücken muss, und dann danach durch Neuseeland reisen. Zum Englischlernen eignet es sich auch nicht, hier wird eh nur Deutsch gesprochen.
Dennoch: Es ist ein wunderschönes Land mit vielen interessanten Dingen und ich empfehle jedem, Neuseeland zu besuchen und das Land zu bereisen!


Und natürlich auch noch die zwei Dinge, die man in Neuseeland nicht tun sollte: Soweit möglich sollte man auf jeden Fall die Orientierung behalten — sich hier in der Wildnis zu verlaufen ist mangels Handynetz und anderen Menschen im Umkreis von 100km echt ungünstig. Außerdem sollte man nicht zu fest davon ausgehen, dass es in Neuseeland im Sommer richtig warm wird — das Wetter auf der Südinsel (und insbesondere Wellington) ist eher kühl, und auch im Norden reicht's nur gerade so zum baden.

Bilder gibt's wieder im nächsten Post, wenn wir endlich mal ausgeschlafen haben. (Nach gut 35 Stunden ohne Schlaf ist das auch dringend nötig...)