Going Somewhere

Parks, Poker & Patriotism
January 6th 2017

Weil hier bei uns in der WG sowieso niemand einen Plan hat, wann wir auschecken, nutzen wir die Gelegenheit, um endlich mal an einem Reisetag richtig auszuschlafen und ganz entspannt zu Frühstücken — anschließend geht's zum Flughafen und von da nach San Diego.
The evening city lights of the streets of Los Angeles as seen from a plane
LA von oben
Bis die Getränke im Flugzeug fertig verteilt sind, befinden wir uns auch schon im Landeanflug über der riesigen Region LA, die gerade bei Dunkelheit von oben ziemlich beeindruckend aussieht.

Mein Rucksack befindet sich zu diesem Zeitpunkt noch in San Francisco und soll etwa 24 Stunden brauchen, bis er endlich hier ankommt.
Wir lassen uns davon nicht abhalten und gehen erstmal Essen — unsere Bedienung ist nach einer Jahreszeit benannt und im Fernsehen spielt ein Texaner mit Cowboyhut Poker. Welcome to America.

Am nächsten Morgen laufen wir nach Frühstück im Hostel (Bagel, Obst & Orangensaft — was will man mehr?) zum Balboa Park, in dem sich unzählige Museen und andere Sehenswürdigkeiten angesiedelt haben. 'Park' schließt in den USA übrigens nicht aus, dass es hier vielbefahrene Straßen gibt...
Close-up of a flower with many tiny orange blossoms with a yellow butterfly resting on it
Heckenschnappschuss
Der hübsche japanische Garten ist uns zu teuer, dafür finden wir das architektonisch interessante 'Botanic Building', in dem die verschiedensten Pflanzen und Bäume unter einer Kuppelkonstruktion vor sich hin wachsen.
Exotic palms and other plants growing under a grated iron dome construction
Gartengewölbe
Unter anderem gibt es eine kleine Sammlung fleischfressender Pflanzen mit einem eingängigen Warnschild.
A small black sign in the ground reading 'Please do not touch or throw things at the carnivorous plants. Violators will be fed to the plants!'
Riskieren wir lieber nicht
Über den ganzen Park verteilt sind viele schöne Gebäude im spanischen Kolonialstil, einige Brunnen, Gärten und Skulpturen — man kann es hier wirklich gut aushalten.

Dank flächendeckenden WLANs konnte ich einige Pokemon fangen, die ich schon seit ca. einem halben Jahr gesucht habe — gelungener Tag also.

Anschließend essen wir in Little Italy zu Mittag und laufen an der Küste das Hafenviertel entlang.

Unser Rückweg wird von ohrenbetäubenden Lärm der startenden Kampfjets einer Airbase, die wenige Meilen vor der Küste liegt, unterbrochen.
The sun setting above the ocean behind a wooden house built on stakes in the water
Schicker Sonnenuntergang
Dreams come true

Es regnet. In San Diego.
Das passiert etwa fünf mal im Jahr — und wir haben natürlich das Glück, einen von fünf Tagen in unserem Aufenthalt von vier Tagen zu erwischen.
Das Frühstück haben wir geplant verschlafen, wir steigen heute beim Mittagessen ein. Am Tisch gegenüber von uns beobachten wir ein eigenartiges Gespräch zwischen einer Frau im Jogginganzug und einem anscheinend Obdachlosen, der von der Frau gesegnet und dann fast hypnotisiert wird — erinnert mich an unsere spirituelle Erfahrung an Weihnachten.

Wir machen uns auf den Weg zum Hafen von San Diego, um uns auf dem Flugzeugträger USS Midway unsere tägliche Dosis Patriotismus abzuholen. Auf Plakaten vor dem Schiff wird selbiges als 'Living Symbol of America's Freedom' angepriesen und an allen Ecken läuft heroische Musik.

In einer Dokumentation mit Holografie- und anderen Lichteffekten bekommen wir vor Augen geführt, wie die US Navy die japanische Flotte bei Midway trotz eines Truppenverhältnisses von 2:1 vernichtend geschlagen hat. Es werden Fotos vor riesigen, wehenden Flaggen geschossen und in einer anderen Ecke landet der Weihnachtsmann auf einem aufblasbaren Flugzeugträger.
An inflatable model of an aircraft carrier with a Santa-figure landing a deer-pulled sleigh on it, with another Santa flying a helicopter above
Deercraft Carrier
Ein Guide, der uns die Brücke der Midway zeigt, fragt in die Runde, wo die Besucher alle so herkommen. "Japan" — "Ah, Sushi!" — "Uhh..." — Naja, immerhin hat er nicht Pearl Harbour gesagt.
Jan läuft über das Flugdeck, freut sich wie ein kleines Kind uns zeigt auf verschiedene Flugzeuge: "Guck, das da ist das, was ich nicht fliegen kann." "Ohhh das sieht genau aus wie in Battlefield 3!"
Fazit zum Flugzeugträger: Die Amerikaner sind den Koreanern ein Stück voraus — die Einstellung hier ist nicht 'Freedom is not free', sondern weit präziser 'Freedom is about $10 billion per aircraft carrier' — ob das Geld sinnvoller investiert werden könnte, lasse ich mal offen.

Die USS Midway war bis 1992 in Betrieb und liegt nun als Museum in San Diego, was kann man an einem (regnerischen) Tag besseres machen, als sich dies anzuschauen?