Going Somewhere

Unkritisches Fazit
January 20th 2017

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Die letzten Tage machen wir ziemlich wenig — nachdem sich Nils und Willi auf den Weg gemacht haben, verbringen wir unsere Zeit oft in Hängematten, im Wasser, oder am Strand — das fehlende Programm wird durch viel Lesen ausgeglichen.
Mit einem Shuttlebus geht's dann wieder zurück über die Grenze. Auf der anderen Seite ist der Shuttle schon ohne uns weggefahren, wir müssen auf den nächsten regulären Bus warten, der uns aber immerhin bezahlt wird und auch deutlich mehr Platz bietet als ein enger 12-Sitzer.
A row of pastel-coloured houses built into a waterfront, seen from the water with a sunset sky in the background
Goodbye Bocas
Wieder in San Jose angekommen gibt es außer einem ausgewanderten deutschen Hippie auf dem Zimmer, der im Urwald mit seiner 'spirituellen Familie' lebt, uns nach unseren Sternzeichen fragt, auf einem Holzklotz schläft und unsere Nudeln mit Soße als 'Genmodifizierten Junkfood, der von Bayer und Monsanto produziert wird' abtut, nicht viel zu berichten. Deshalb kommen wir lieber gleich zu unserem Mittelamerikafazit:

Es war unsere erste und einzige Station auf der Reise, bei der wir wirklich überhaupt nicht wussten, was uns erwartet: Weder hatten wir eine wirkliche Reiseplanung, noch wussten wir über das Land Bescheid.
Wir wurden insoweit überrascht, dass Costa Rica und Panama deutlich mehr Adventure für uns bereit hielten, als wir vermuteten.

Ich dachte, dass Costa Rica ein einigermaßen westliches Land ist, wobei ich auch nicht alles schlecht reden will. In der Hauptstadt bekommt man durchaus alles und in der Natur muss man seine Lebensgewohnheiten eben umstellen. Ohne Internet und warmes Wasser lernt man den alltäglichen Luxus, dem man zuhause hat mehr und mehr zu schätzen.

Außer der Touristenregion Bocas del Toro haben wir von Panama nicht viel gesehen, aber aus Erzählungen können wir berichten, dass Costa Rica im Vergleich dazu noch deutlich höher entwickelt ist.


Gerade ich finde die Idee befremdlich, hier als europäischer Partytourist auf der Suche nach billigem Alkohol herzukommen und im (natürlich von Ausländern geführten) Hotel zu feiern, während die einheimische Bevölkerung unter teilweise sehr einfachen Bedingungen lebt — aber das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.
Generell unterscheiden sich hier die Welten, in denen Touristen (also solche mit mehr Geld als wir) und Einheimische leben, wirklich drastisch: Mit dem Bus fahren wir sowohl an luxuriösen Wellnesshotels als auch an winzigen, aus Wellblech zusammengestückelten Hütten vorbei.

Costa Rica ist in Mittelamerika eine stabile Demokratie — das Besondere ist: Es gibt kein Militär. Zudem hat die Regierung weite Teile des Landes zum Naturschutzgebiet erklärt.
Die Bevölkerung teilt diesen Enthusiasmus für den Naturschutz leider nicht, es wird immer noch viel Plastik verschwendet und Müll an jeder Ecke verbrannt.


Unsere Mittelamerikafreiwilligen kämpfen schon seit Monaten gegen diese Einstellung in einem erbitterten Kreuzzug gegen die Plastiktüten, die hier an ihrem Lebensende einfach irgendwo in der Landschaft landen.
A young child standing next to a stroller holding a green Y-shaped balloon making an o-Face, with more balloons in the stroller
But y?
Um Jan nicht seinen schönen Abschluss vorwegzunehmen, drängle ich mich einfach mal vor: Costa Rica und Panama waren auf jeden Fall die Reise wert, allein wegen all der seltsamen oder einzigartigen Situationen die wir hier erlebt haben.
Für meinen Geschmack ist Mittelamerika aber eine Spur zu spontan, zu unorganisiert und auch einfach zu wenig Stadt.
Vielleicht fehlt es mir noch an der panamesischen 'alles unkritisch'-Einstellung, aber irgendwie fühle ich mich doch nicht richtig gut dabei, wenn ich durch den Abfluss des Waschbeckens das Meer sehen kann.

Dementsprechend habe ich viel Respekt vor Willi und Nils, die hier ein Jahr unter sehr einfachen Bedingungen leben und arbeiten — und nebenbei auch noch das Vorurteil vom reichen Touri-Europäer abbauen.

Diesmal gibt es auch wieder zwei interessantere Dinge, die man hier nicht tun sollte:
Erstens: Die Wassertemperatur der Dusche verändern. Oder den Duschkopf anfassen. Oder ihn zu sehr anstarren.
Oft gibt es nämlich kein richtiges warmes Wasser, sondern nur einen unseriös verkabelten, elektrischen Duschkopf, der das Wasser mit Strom aufheizt. Dass ungeerdete, spärlich isolierte Kabel über einem kaum vertrauenswürdigeren Duschkopf keine so klasse Idee sind, sieht man hier wohl nicht so kritisch. (Interessierte können unter dem Schlagwort 'Suicide Shower' mehr erfahren...)
Zweitens sollte man gar nicht erst versuchen, Busrouten im Voraus zu planen. Es ist einfacher und erfolgversprechender, sich einfach irgendwie durchzuhangeln, statt frustriert einen Bus zu suchen, der gar nicht existiert.

Um aber zu unseren Erlebnissen zu kommen: Im Dschungel zu Affengeschrei schlafen, an wunderschönen Stränden in der Natur im Meer zu baden, sowie von unserem Hostel direkt ins Wasser zu springen, war uns nur hier möglich. Ich bin deshalb unglaublich froh, dass wir hierher gekommen sind und zudem noch Nils und Willi besuchen konnten.
Die Regenwälder und Strände dieser Welt sind nicht mehr an vielen Orten so schön anzusehen, wie in Costa Rica.