Von Geishas & Tintenfischen
Geisha, Geiko, Maiko
Früher Abend in einem der wohl prestigeträchtigsten Viertel Kyotos — Gion. Wir laufen vorbei an stilvollen Restaurants hinter hohen Holzzäunen, von hinten höre ich das Klackern von Holzschuhen auf dem Asphalt. Eine junge Frau im Kimono eilt die Straße herunter, eine Flasche Wein im Arm.
Fast stehe ich einer Geisha und drei Maikos in aufwändigen Kimonos und mit kunstvoll geschminkten Gesichtern im Weg, die gerade aus einer Tür kommen — eine verneigt sich leicht, dann spannen alle ihre traditionellen Schrime auf und machen sich auf den Weg zum wartenden Taxi durch den Regen.
Den ganzen Wikipediaartikel zum japanischen Phänomen der Geisha — oder Geiko, wie sie hier in Kyoto heißen — kann und will ich hier nicht nacherzählen, aber der ganze Artikel bietet einen faszinierenden Einblick in ein ganz anderes Japan.
Auf die eine Assoziation, die man als Europäer wahrscheinlich zu dem Begriff Geisha hat, möchte ich trotzdem kurz eingehen: Auch wenn der Beruf der Geisha ursprünglich aus den Vergnügungsvierteln des kaiserlichen Japans entstanden ist, hat das ganze nichts mit Prostitution zu tun: Die Geisha meistert die Kunst, zu unterhalten. Sowohl im Wortsinn der Konversation als auch durch traditionellen Tanz, Gesang oder andere Kunstdarbietungen. Sie zählten zu den gebildetsten Schichten im alten Japan, wurden oft schon ab dem Kindesalter ausgebildet und sind bis heute sehr hoch angesehen und dementsprechend exklusiv: Damit eine Geisha einem Event beiwohnt muss man schon zur absoluten Elite gehören oder zumindest entsprechende Kontakte haben.
Und während sich Historiker streiten, ob Geishas und Maikos unterdrückte Frauen oder doch die ersten Feministinnen waren, ist relativ unumstritten, dass es früher in Japan kaum eine andere Möglichkeit für Frauen gab, ein so unabhängiges Leben zu führen, ohne einen Mann zu heiraten.
Ein Highlight für die Einwohner Kyotos in der Kirschblütenzeit ist die alljährliche Tanzaufführung der lokalen Geikos und Maikos — eine der seltenen Gelegenheiten, diese als Normalsterblicher zu Gesicht zu bekommen. Bei der Aufführung durften leider keine Fotos gemacht werden, aber ich kann es nur jedem empfehlen, der sich mal zur passenden Zeit in Kyoto befinden sollte. It's quite stunning.
Baby Squid Okay?
Kurz nach neun, die weibliche Hälfte der Familie erklärt, sie habe 'gar nicht so Hunger' und will im Haus bleiben — der Rest macht sich auf den Weg nach Shijo. Ich habe ein vielversprechendes koreanisches Restaurant auf der Karte gefunden, das wir nach mehreren Schiebetüren auch finden.
An den ausschließlich japanischen Bewertungen bei Google Maps hätte man unter Umständen schließen können, dass das hier etwas fancier ist, aber hey — wir sind ja auch nur noch zu zweit.
Das Personal ist leider nicht authentisch koreanisch und versteht mein 'Dolsot Bibimbap' deshalb nicht so ganz — schade.
Gekocht wird direkt hinter der Theke an der wir sitzen und der Koch und designated-English-speaker in Personalunion fragt uns Starter Baby Squid okay? Ha! Der denkt wohl nur weil wir Ausländer sind essen wir sein Essen nicht. Klar, baby squid okay.
Baby Squid, im ganzen, mit Augen und stuff — 5/10, schmeckt ganz gut, ist aber psychisch anstrengend zu essen.
Danach gibt's 떡볶이 — lecker, aber nicht annähernd so scharf wie das Original und 돌솥 비빔밥 — ziemlich authentisch aus einer absurd heißen Steinschüssel, aber auch diesmal trotz vorheriger Warnung des Personals wirklich nicht scharf. Zum Abschluss dann noch 김밥 — 9/10, nothing to complain about — und ein bisschen Entertainment vom Koch, der uns über unsere Reise ausfragt und erzählt, dass er früher französisch gekocht hat. Where Kyoto best food? "Here", natürlich. Er lacht.