Going Somewhere

Gretchenfrage
October 16th 2016

12:20 — Al Ghubaiba

Daniel, ein Freiburger aus dem Hostel unterwegs nach Indien, lädt noch schnell seine Fahrkarte auf, dann steigen wir, mehr oder weniger ungeordnet, in einen Bus. Dort werden wir vom Fahrer mehrmals umsortiert, damit die Frauen in ihrem eigenen Bereich im vorderen Bus sitzen können, und fahren schließlich los — Richtung Abu Dhabi. Nach zweistündiger Bus- und anschließender Taxifahrt kommen wir an unserem heutigen Ziel an: Der Scheich Zayid Moschee.
Silhouette of a white stone mosque with many white domes and two minarets against a clear blue sky
Ziemlich gigantisch
Spätestens bei der Besichtigung der Gebetshalle, in der die Freitagsgebete stattfinden, wird wieder allen klar, dass wir hier in den Emiraten sind: Die Halle ist wahnsinnig groß, unglaublich prunkvoll und in der Ecke führt eine Rolltreppe zu den Toiletten. Zudem haben wir in der Halle auch ziemlich gefroren, da sie auf gefühlte 16° klimatisiert ist.
An intricate, mandala-like chandelier hanging from a white stone arched ceiling, photographed from below
Mandala Kronleuchter
Hier finden wir auch Zeit, um ein wenig philosophisch zu werden und in uns zu gehen: Wir diskutieren über Sinn und Form von Religion und Islam, bevor wir uns wieder über das nicht funktionierende WLAN im moscheeeigenen Coffeeshop beschweren.
A shallow decorative pool in front of a passageway with white-and-gold arches and columns to either side
Understatement ist anders

Goodbye Dubai — Fazit

Morgen früh geht es für uns weiter auf unserer Reise — höchste Zeit also für ein bisschen Reflexion und ein abschließendes Fazit zu Dubai:

Dubai ist ein großes Disneyland — Ein riesiger Spielplatz von Ölmillionären und oft ebenso absurd wie beeindruckend. Ob Golfplätze, Skihallen oder gigantische Wasserfontänen — der umliegenden Wüste hat man den Kampf angesagt.
Landschaft und Architektur sind faszinierend, Sonnenuntergänge und Wasser wie im Reisekatalog und auch der geballte Luxus, den man hier mancherorts sieht, hat seine interessanten Seiten.

Aber eins ist Dubai sicher nicht: Echt. Die Stadt wirkt surreal, aber nicht lebendig. Wir können uns nicht vorstellen, dass die unzähligen Hochhäuser, die fast alle von einer einzigen Betreiberfirma aus dem Boden gestampft werden, tatsächlich genutzt werden.
Im Kontrast dazu steht das Arbeiterviertel, in dem unser Hostel liegt — wahrscheinlich der echteste Teil Dubais und auch einer der wenigen, die natürlich gewachsen sind.

Dubai will sich als Weltstadt profilieren und erkauft sich Prestige und Einfluss aus aller Welt — was der Stadt allerdings nicht zu der Aura einer echten Metropole verhilft.
Die Frage, was nach dem Erlöschen der Ölquellen oder einer geplatzten Immobilienblase mit dem ganzen Wüstenzauber passiert, bleibt offen.

Wir haben definitiv viel gesehen und erlebt hier, aber wiederkommen würden wir eher nicht.

Und weil wir unsere ganzen Erfahrungen in Dubai, einer Stadt, die sich gerne als weltoffen und modern präsentiert, nicht unkritisiert stehen lassen wollen, habe ich hier während meiner Recherche zwei Artikel ausgesucht, die eine andere Seite von Dubai zeigen.
A line of workers in yellow overalls boarding a white bus
18:00 bei uns im Viertel: Arbeiter werden mit Bussen abgeholt — Sind das die Sklaven von Dubai?

Human Rights in Dubai — wikipedia.org
Gute Übersicht über die Menschenrechtssituation in Dubai (siehe insb. Sharia Law, Forced disappearances and torture, LGBT rights)

The Dark Side of Dubai — independent.co.uk
Ein langer, aber sehr lesenswerter Artikel über moderne Sklaven, Wirtschaft, Umwelt und mehr. Im Kopf behalten sollte man dabei, dass der Artikel 2009 verfasst wurde — unserer Erfahrung nach haben sich die Wasserverschmutzung und die Auswirkungen der Finanzkrise gebessert — zumindest können wir diese Beobachtungen nicht bestätigen.

Und natürlich haben wir im Sinne unserer Bucketlist auch zwei Dinge herausgefunden, die man hier lieber bleiben lässt:
Es empfiehlt sich, nicht in den für Frauen und Kinder reservierten Teil der Metro einzusteigen — das kostet nämlich 50€ (also... für Männer). Und so wirklich Lust, den Beamten zu erklären, warum wir ja eigentlich doch da rein dürfen, hatten wir auch nicht.
Außerdem sollte man beim Moscheebesuch darauf verzichten, seine diversen Taschenmesser mitzunehmen. Die werden zwar vom Personal verwahrt (und zwar so, dass man nach dem Abholen ungehindert damit in die Moschee könnte...), aber es dauert bestimmt 20 Minuten, bis man endlich weiter kann.

Das war's dann von uns aus Dubai — den nächsten Post gibt's aus Singapur.