Going Somewhere

Cool. But Cool.
November 12th 2016

06:42 — Dachterrasse irgendwo in Itaewon, Seoul

Mein Atem formt kleine Wolken vor meinem Gesicht, ich höre Musik und betrachte das langsam erwachende Seoul. Ab und zu läuft ein Straßenfeger den Weg unter mir entlang, ansonsten ist alles noch menschenleer.
A Christian neon cross glowing red on a metal tower against a grey sky
Seoul schläft noch
Wir sind in Itaewon gelandet, dem Equivalent einer 'Chinatown' in westlich, nahe des Hauptstützpunkts der US Army. Dementsprechend finden wir hier viele Westler, trendige Bars & Restaurants, sehr internationales Essen und schnarchende, betrunkene Australier auf dem Zimmer, die mich um halb sieben auf die Dachterrasse treiben.
Steel barrels and beverage crate arranged into tables and chairs on a rooftop terrace
Dachterrasse (gestern Abend), Neon... was will man mehr?
Dieses Problem hat man nicht, wenn man mit Ohrstöpsel schläft *stolzer Smiley*.

09:24 — Frühstück

Jan ist vor ein paar Minuten aufgewacht, ich habe nach Besuch der Dachterasse noch den Anfang dieses Posts geschrieben, Bilder bearbeitet, im Reiseführer gelesen und vor allen anderen geduscht — wenn man mal Zeit hat...

Nach dem Frühstück im Hostel machen wir heute erstmal historisches Programm — los geht's im Changdeokgung Palast, in dem während der Joseon-Dynastie der König samt Hof residierte. Die Holzgebäude sind farbenfroh angestrichen und wirklich beeindruckend. Gerade jetzt, wo die allgegenwärtigen Ginkgo- und Ahornbäume ihre Blätter gelb und rot färben, merken wir, dass wir den Wechsel der Jahreszeiten auf unserer Reise bis jetzt vermisst haben.
The intricate green and red wooden roof construction of a Korean palace with matching autumn foliage in the background
Bunter Palast, Bunte Blätter
Als wir uns kurz auf einer Stufe vor dem Palast ausruhen (in der Sonne kann man sogar eine Jacke aufmachen), sprechen uns zwei junge Koreanerinnen an, die für eine Hausaufgabe ein Video mit uns machen und uns fragen, wie es uns hier gefällt. Und wer uns fragt, der bekommt auch eine Frage zurück. In schüchternem Englisch wird Nummer 1 ausgewählt und beantwortet: "Wann hast du zuletzt etwas zum ersten Mal getan?" — Heute, sie ist nämlich zum ersten Mal hier.
Zwischen den kleinen Gebäuden der Palastanlage laufen wir vielen Koreanern in traditioneller Tracht über den Weg, die vor historischer Kulisse Fotos machen — meistens stört der Selfiestick den Schein.
A young Korean woman in traditional Hanbok dress looking at the camera through branches of a fruit tree
Hinter Zweigen
Der Palast ist sehr weitläufig und besteht im Gegensatz zum europäischen Äquivalent hauptsächlich aus lang gestreckten, flachen Gebäuden, die teilweise untereinander verbunden sind — zwischen den Gebäuden liegen große freie Plätze und Gartenanlagen.
An intricate, colourful wooden roof of a Korean palace in front of a modern skyscraper's glass facade and bright yellow ginkgo leaves
Old meets New meets Nature
Anschließend machen wir einen Abstecher in das Viertel Seouls, in dem noch die meisten Hanoks zu finden sind — kleine, traditionell koreanische Holzhäuser, in denen auch heute noch gewohnt wird.
A small tree growing from between traditional Korean wooden houses
Tolle Wohngegend
In eins der Häuser können wir auch rein und besichtigen dort Holzfiguren, die früher als Grabbeigaben verwendet wurden, um dem Verstorbenen den Weg ins Jenseits zu ebnen. Andere der Häuser werden an Touristen vermietet — wer, im Gegensatz zu uns, die Möglichkeit dazu hat, sollte auf jeden Fall ein paar Nächte dort verbringen — die Häuser sehen wirklich super schön aus.
Red leaves of a maple tree in autumn partially obscuring a Korean palace building on a small artificial island
Endlich Herbst!
Weil ein Palast pro Tag nicht genug ist, besuchen wir auch noch den nahegelegenen Gyeongbokgung Palast, wo wir auf Jakob, geborenen Bornheimer aus der Rendler Straße, der jetzt in Peking Architektur studiert, und mit uns den Palast erkundet. So ein quasi-Nachbar bekommt von mir natürlich auch eine Frage gestellt: "Kannst du gut deine Grenzen definieren?" — Ja, kann er.
Anschließend werfen wir noch einen kurzen Blick auf das Blue House, das koreanischen Regierungsgebäude, in dem wohl momentan ziemlich die Post abgeht — aber mehr dazu später.

Zum Abendessen genießen wir (statt gestrigem "Wir finden nichts anderes"-Döner) Korean Barbecue: Am Tisch gegrilltes Fleisch mit endlos vielen Beilagen, von denen wir etwa die Hälfte erkennen. Sehr lecker!
Man könnte hier so schön essen gehen, wenn man nur das Budget dazu hätte... Eine Geldsammelaktion, um uns gutes Essen zu ermöglichen ist nicht ausgeschlossen, dass sie noch kommt.